Forschung

Pithekoussai

2006 begann ein Projekt zur Untersuchung frühgriechischer Siedlungsbefunde in der ersten westgriechischen Ansiedlung, in Pithekoussai.

Seit 2016 gräbt ein internationales Team von Studierenden, Doktoranden, PostDocs und ProfessorInnen, unter Leitung von Jun.-Prof. Dr. Nadin Burkhardt und Dr. Stephan Faust (Halle), in Lacco Ameno auf der Insel Ischia. Beteiligt waren und sind Archäologen, Bauforscher (TU Braunschweig) und Metallurgen (UC London). Im nächsten Schritt kommen Geographen, Geologen, Archäozoologen und Architekten hinzu.

Mit der Untersuchung im Areal der Villa Arbusto sind nach langer Unterbrechung wieder Ausgrabungen in Lacco Ameno im Gange. Die Siedlung ist archäologisch besonders durch die Freilegung des sog. Handwerkerquartiers in der località Mezzavia durch ein amerikanisch-italienisches Team und durch die Nekropolengrabung von G. Buchner und D. Ridgway bekannt geworden, bei der der sog. Nestorbecher gefunden wurde. Außerdem sind zwei Votivgruben (loc. Pastola, loc. Gossetti) und ein Töpferviertel unter der Kirche Santa Restituta, ergraben durch den Padre Pietro Monti, untersucht worden. Außer den Häusern im Mezzavia-Viertel und solchen aus anderen Inselbereichen wie aus Punta Chiarito sind keine frühen Gebäude erfaßt worden. Die Grabung in der Villa Arbusto hat sich zum Ziel gesetzt, hier zu neuen Ergebnissen zu kommen.

Bisher wurden mehrere Terrassen des 8.-6. Jh. v. Chr. aufgedeckt. Das reiche keramische Fundspektrum reicht von indigener Ware über importierte und lokale geometrisch verzierter Ware bis zu mittelprotokorinthischen und archaischen griechischen Gefäßen. Außerdem gehören Webgewichte, Bronzefragmente, ein Skarabäus, Fragmente von tönernen Louteria und bemalte archaische Dachziegel zum Fundgut.

Rätien in römischer Zeit

Mehrere Projekte beschäftigen sich mit den Spuren der Römer und ihrer Nachbarn im Gebiet der ehemaligen Provinz Rätien.

Zum einen untersuchen wir im Rahmen einer Lehrgrabung den Aufbau der römischen Straße bei Wettstetten-Echenzell. Sie verband einst die Limeskastelle bei Pfünz und Kösching. Obwohl das römische Straßennetz für die Provinz Rätien gut erforscht ist, konnte bisher keine Überlandstraße im Befund detailliert untersucht werden. Das Projekt wird von Jun-Prof. Dr. Nadin Burkhardt geleitet und durch die KU Eichstätt-Ingolstadt, das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege, den Historischen Verein Ingolstadt e. V. und die Gesellschaft für Archäologie in Bayern e. V. unterstützt. (Grabung 07-08/2020)

Zum anderen untersucht Dr. Aura Piccioni im Rahmen des zweijährigen PostDoc-Projektes „Römische Großbronzen am rätischen Limes“ die Herstellung und Ikonographie römischer Bronzeskulpturen und anderer Großbronzen, die sich zumeist kleinteilig im Fundmaterial vieler Kastelle und Vicierhalten haben. Das Projekt entstand in Kooperation mit dem Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege in München und dem Limesmuseum in Aalen. Es wird durch die Fritz Thyssen-Stiftung gefördert: 2019-2021.

Ein weiteres Vorhaben besteht in der Neukonzipierung der archäologische Sammlung in Nassenfels, gemeinsam mit dem Sammlungsbeauftragten Dr. Karl-Heinz Rieder und Prof. Dr. Kerstin Merkel. Hier lag im Umfeld eines Kastells der Vicus Scuttarensium. Die archäologisch-heimatkundliche Sammlung in der Grundschule entstand durch das Engagement des Vereins für Heimatpflege im Schuttergäu, und durch zahlreiche Spenden und Leihgaben der Nassenfelser.  Schwerpunkte der Ausstellung sind die Funde aus dem römischen Kastell und dem römischen Vicus, sowie Funde und Geologie der mittel- und jungpaläolithischen Jagdstation auf dem Speckberg.

Forschungsfeld I: Medien und Praktiken in religiösen Transformationsprozessen

Das Forschungsfeld I ist Teil des KU Zentrums Religion, Kirche, Gesellschaft im Wandel; es konzentriert sich mit Fallstudien auf die historische Dimension religiöser Transformationsprozesse.

Transformationsprozesse kennzeichnen die Geschichte von Religionen seit ihrem Beginn. Sie können diese indirekt als Folge eines Wandels ihrer soziokulturellen Einbettung betreffen, aber auch direkt im Sinne eines eigenständigen Wandels ihrer Strukturen, Verhaltensweisen, Ausdrucksformen und des Umgangs mit Tradition.

Die Mitglieder des Forschungsfeldes konzentrieren sich derzeit auf die Geschichte von Christentum und Judentum (-> zur Homepage). In paradigmatischen Untersuchungen sollen grundsätzliche Fragestellungen in synchroner und diachroner Perspektive bearbeitet werden. Leitendes Ziel ist es dabei, mit besonderem Blick auf Medien und Praktiken fundamentale Strukturmomente religiöser Transformationsprozesse zu identifizieren.

Nächster Forschungsworkshop an der KU mit historischem Schwerpunkt unter Beteiligung der Archäologie:
FF I: Workshop „Aspekte und Methoden in der Erforschung religiöser Transformationsprozesse“
6. November 2020 – Raum KAP 018 – 9:00-16:30

Ansprechpersonen: Prof. Nadin Burkhardt & Prof. Andreas Weckwerth
Eine Anmeldung ist notwendig: Theresia.Boehm@ku.de; Nadin.Burkhardt@ku.de.

Konzepte und Konfigurationen des Unendlichen

Blickt man auf die europäische Kulturgeschichte von der Antike bis zur Gegenwart, erscheinen Vorstellungen von Unendlichem und der Unendlichkeit als eine Konstante der Identitätsbildung. Sie setzen so gut wie allen menschlichen Denk- und Tätigkeitsbereichen einen letzten Horizont, versuchen aber auch, sich ein Bild von dem zu machen, was ‚jenseits’ – spekulativ, transzendent, utopisch – ihrer endlichen Wissensformate anzuberaumen wäre. Dennoch wurden sie, nimmt man die Philosophie aus, bisher kaum systematisch zusammengesehen. In diesem interdisziplinären Forschungsprojekt werden ausgewählte diachrone und synchrone Schnitte die Wirkungen freilegen, welche Konzepte und Konfigurationen des Unendlichen innerhalb ihrer unterschiedlichen geschichtlichen Sinnhorizonte und Sichtweisen entfaltet haben.

Teilprojekt Jun.-Prof. Dr. Nadin Burkhardt (seit 2018):
Unendlichkeitsvorstellungen in der frühchristlichen Kirchenarchitektur und Stadtgestaltung

Teilprojekt Prof. em. Dr. Gerhard Zimmer:
Unendlichkeitskonstrukte im frühen Hellenismus

Projekte von Prof. em. Dr. Gerhard Zimmer

Seit 2020

DFG-Projekt Archäologische Untersuchungen zu einer Bronzegusswerkstatt in Gerasa (Jordanien) im Licht der Entwicklung der Metallverarbeitungstechnologien während der römischen Kaiserzeit

Die französischen Grabungen unter der Leitung von Jacques Seigne auf dem Plateau des Zeustempels in Gerasa haben Teile einer Werkstatt für den statuarischen Bronzeguß freigelegt. Ihre Arbeitszeit liegt in der Mitte des zweiten Jahrhunderts und ist in Verbindung mit der Errichtung des gewaltigen Zeustempels zu sehen. Reste von Schmelzanlagen zeugen von einer neuen Technologie, Formmantelfragmente deuten auf den Guß überlebensgroßer Statuen. Das Zentrum dieser Werkstatt befand sich in der verschütteten nördlichen Kryptoportikus und zwar in deren westlichen Teilstück. Geplant ist die Freilegung dieser Portikus in zwei Etappen. Bei der Werkstatt handelt es sich um den ersten ausführlicherhaltenen Werkstattkomplex römischer Zeitstellung, den wir kennen.Wir wissen um die verschiedenen Arbeiten, die in einer solchen Gießerei stattfanden und können deshalb gezielt nach bestimmten Befunden suchen. Da wir durch jahrelange Forschungsarbeit über die Technologie in griechischen Werkstätten von der Archaik bis zumspäten Hellenismus gut informiert sind, können wir auf dieser Grundlage die Unterschiede der römischen Technologie herausarbeiten. Damit erscheinen die bisherigen römerzeitlichenFunde in einem neuen Licht. Dies erscheint besonders wichtig, weil bisher die Meinung vertreten wird, die Römer seien gerade im Bereich der Bronzekunst wenig innovativ gewesen. Bei der Suche nach der Veränderung von Parametern in der angewandten Technologie wird die numerische Rechnung eine Rolle spielen, wie sie sich bei der Wiedergewinnung griechischer Gußtechnik als hilfreich erwiesen hat.Die Zusammenarbeit mit Gießern, Metallurgen und Archäometern ist abgesprochen. Parallel dazu sollen die bisherigen Funde neu bewertet werden. So ist z.B. der Frage nachzugehen, wie die Entlüftung der rekonstruierten großen Formfragmente bewerkstelligt wurde. Mit Hilfe digitalisierter Aufnahmen der Formmantelfragmente soll über geeignete Programme versucht werden, Aussagen über die Größe der gegossenen Statuen und eventuell auch Hinweise auf das Aussehen zu gewinnen. Wegen der starken Typengebundenheitrömischer Statuen im 2. Jh. besteht hier durchaus die Chance eines Erkenntnisgewinnes. Jacques Seigne wird seine Ergebnisse und die Dokumentation der früheren Grabung ebenso in das Projekt einbringen wie Thomas Weber seine Erfahrung mit den Restaurierungsarbeiten an den Formfragmenten. Es besteht die große Chance bei diesem Projekt Erkenntnisse für die römische Bronzegußtechnologie im östlichen Teil des Reiches zu gewinnen.

Seit 2019

Rekonstruktion einer großen Werkstatt für den statuarischen Bronzeguß unterhalb der Südwestecke des Olympieion in Athen. Durchsicht der alten Grabungsdokumentationen im Archiv und geophysikalische Untersuchung in Zusammenarbeit mit Mathias Leopold (Universität Perth, Australien). Förderung durch die Fritz-Thyssen-Stiftung.

Seit 2018

Bearbeitung der Funde aus der Bronzegußwerkstatt in Gerasa (Jordanien). Vorarbeiten zur Entwicklung eines Programms zur digitalen Erfassung und Rekonstruktion von Formmantelfragmenten. In Zusammenarbeit mit Jacques Seigne (Universität Tours), Thomas Weber (GJU) und Stephanie Becht (Augsburg). Förderung durch die Gerda-Henkel-Stiftung.

Seit 2015

Untersuchung eines Werkstatt unter der Leophoros Amalias vor dem Parlamentsgebäude in Athen. Grabung: Peggy Michaelidou. Förderung durch die DFG abgeschlossen. Publikation in Bearbeitung.

Seit 2000

In Zusammenarbeit mit der 1. Ephorie wurde eine große Bronzegussinstallation am Südhang der Akropolis von Athen untersucht. Der Neufund einer riesigen Gussgrube lässt die Ergebnisse der früheren Grabungen in einem neuen Licht erscheinen. Mit Unterstützung der DFG haben wir die Reste des Formmantels und das Aussehen der dort gegossenen kolossalen Statue rekonstruiert. Zur Zeit wird das Projekt mit einer Publikation der Grabung abgeschlossen (zusammen mit Efgenia Kasapoglou).

2002-2015

Das Projekt findet mit Unterstützung der Fritz Thyssen-Stiftung einen Versuchsserie am Gießerei-Institut Aachen statt, die sich zum Ziel gesetzt hat, einzelne Techniken des antiken Brozegusses experimentell nachzustellen und damit bisher schwer zu deutende Befunde zu erklären. Am Beginn stand die Frage, ob Bronze in großen Tiegeln erschmolzen und auch transportiert werden konnten, wie es ein Befund in Olympia nahe legte. Die Rekonstruktion der sog. Ganswürgergruppe aus unterschiedlichen Legierungen sollte die farblichen Wirkungen der Oberfläche prüfen. Unter anderem wurde versucht, durch numerische Rechnung und im Experiment die Bedingungen nachzustellen, unter denen die Teilgüsse einer Statue zusammengestellt werden konnten.

Etruskische Spiegel

Bearbeitung der Etruskischen Spiegel der Antikensammlung in Berlin für das Corpus Speculorum Etruscorum. Band 1 ist schienen, Band 2 in Arbeit.

1994-1997

Das Projekt „Nachguß der Bronzestatue des Betenden Knaben“ (Berlin) wurde von Prof. em. Dr. Gerhard Zimmer durchgeführt und erfolgte in Zusammenarbeit mit dem Gießerei-Institut der RWTH in Aachen und wurden von der Volkswagenstiftung finanziert.